<< Seite 1          Seite 3 >>

Joseph Braun schreibt 1924 über den Tragaltar:
„Eines der wenigen mittelalterlichen Beispiele eines Portatiles in quadratischer Form, die fast alle erst dem späten Mittelalter angehören, befindet sich im Besitz des Domes Augsburg. Es misst 34 cm im Geviert. .... Eine eigenartige, auch materiell ungewöhnliche, aber sehr gefällige Verzierung hat das aus dem 14. Jahrhundert entstammende Tafelportatile im Dommuseum zu Augsburg erhalten. Der mit waffelartig gemustertem Eisenblech überzogene Rahmen des Altarsteins trägt auf den Ecken quadratförmige Plättchen mit den an dieser Stelle so gerne wiederkehrenden Evangelistensymbolen, den Seiten ist eine aus ausgeschnittenen, schönen, gotischen Majuskeln bestehende Inschrift aufgenietet: Agnus Dei qui tolli(s) pec(c)ata. Eingefasst wird dieselbe zu beiden Seiten durch eine Folge schmaler, mit Punkten besetzter Bändchen, die in ein umgeschlagenes Blatt auslaufen und einigermaßen an einen Krabbenfries gemahnen. Von einem völlig gleichartigen Portatile, das jedoch genau quadratisch ist, befindet sich eine Abbildung in der Sammlung des Kunstgewerbemuseums zu Berlin. ... Es gehört dem Dom zu Raab.“4

Auch in einem Museumsführer wird näher auf das Portatile eingegangen:
Tragaltarplatte: aus grünem Stein; Rahmung mit Streifen aus waffelartig gemustertem Eisenblech, aufgelegt gotische Majuskel-Inschrift aus ausgeschnittenem Messing; an den Ecken Messingplatten mit eingravierten Evangelistensinnbildern. 14. Jahrhundert5.“

Am ausführlichsten befasst sich Michael Budde mit dem aus Thalfingen stammenden Tragaltar6:

Kat .Nr.:                            122

Objekt:                               Tragaltar

Ort:                                     Augsburg (D), Diözesanmuseum St. Afra

Inv.Nr.:                                DM IV/3  (jetzt DMA 4057)

Lokalisierung:                    unbekannt

Datierung:                          Ende 14. Jahrhundert

Material/Technik:               grünschwarzer Naturstein; Holz; Eisenblech punziert;

                                          Messing, gestanzt, graviert, teilweise ausgeschnitten

Maße:                               H. 4 cm, B. 33,5 cm, T. 35 cm

Typ:                                  Tafelform

Der Tragaltar gelangte gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus der Pfarrei St. Laurentius in Thalfingen an das ehemalige Kirchliche Museum der Diözese Augsburg, dessen Bestände 1910 in das Städtische Maximilianmuseum überführt wurden. Von dort zurückgenommen befindet sich das Portatile im Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg.
Die Beschläge des Altares sind teilweise deformiert. Von der Inschrift fehlen zwei der separat gearbeiteten Buchstaben. Die beiden Hälften der gespaltenen Bodenplatte wurden mittels Schrauben am Rahmenholz gesichert.
Inschriften
a) Auf der Oberseite, den Altarstein umlaufend, eine Textpassage aus dem Agnus Dei, gotische Majuskel, aus Messingblech geschnittene und angenagelte Buchstaben: 

AGN(U)S  DEI  *  QUI  TOLLI(S)  PEC(C)ATA
(Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde)

b)    Auf der Oberseite die Namensbeischriften zu den Darstellungen der Evangelistensymbole, gotische Minuskel, in Messing graviert: 

S(anctus) Iohannes                                        S(anctus) Lucas  

Marchus                                                        S(anctus) Mateus 

Der mit schuppenartig punziertem Eisenblech beschlagene Holzrahmen fasst den annähernd quadratischen Altarstein (18,5 x 20 cm) ein. An den Ecken des Rahmens sind Messingtafeln mit den gravierten Evangelistensymbolen aufgenagelt. Die Rahmenseiten umläuft die o.a. Textpassage aus dem Agnus Dei. Diese Inschrift begleitet beidseitig ein krabbenfriesähnliches Band, das durch eine Folge schmaler, mit Punkten besetzter Bändchen gebildet wird, die in ein umgeschlagenes Blatt auslaufen. Als Sepulchrumsverschluss dient in der Mitte der unverkleideten Bodentafel ein aus Holz ausgesägtes, dreipassförmiges Blatt.
Ein typengleiches Portatile mit einer nahezu identischen Ausstattung befindet sich in der Schatzkammer der Kathedrale zu Györ (Kat. Nr. 123). Beide Werke stammen sicherlich aus derselben Werkstatt, zu deren Lokalisierung jedoch noch keine Angaben erfolgen können. Die Inschrift dieser Tragaltäre ist hinsichtlich Typ und Technik mit jener an dem Portatile im Bautzener Domschatz (Kat. Nr. 121) vergleichbar. Schriftart und Ornamentschmuck erlauben eine Datierung der Arbeiten in das Ende des 14. Jahrhunderts.“

 

<< Seite 1          Seite 3 >>