Ein Portatile aus St. Laurentius im Diözesanmuseum St. Afra in Augsburg

Unter der Inventarnummer DMA 4057 ist im Raum 3a - welcher Exponate zu den Themen „Altar“ und „Liturgie“ beherbergt - des Diözesanmuseums St. Afra in Augsburg ein mittelalterliches Portatile, ein Tragaltar, ausgestellt, als dessen Herkunftskirche St. Laurentius, Thalfingen, genannt wird.
Bereits im Verzeichnis von 1877 ist das Portatile aufgeführt:

BO 8652/5. E. In dem großen Schranke, Erstes Fach: 73
Portatile im gothischen Style, aus grünlichem schwarz geaderten Steine, in den vier Ecken die messingenen Symbole der vier Evangelisten; in der Randeinfassung mit gothischen Buchstaben, von Messingblech ausgeschnitten, die Worte: Agnus Dei qui tollit peccata; aus dem Anfange des XIV. Jhrhdts.

Das Portatile aus der Pfarrei St. Laurentius Thalfingen war demnach im späten 19. Jahrhundert bereits im Besitz des Augsburger Diözesanmuseums.
In den Inventarverzeichnissen

1849/50 – 1854/55
1855/56 – 1860/61
1860/61 – 1866/67
1895


der Pfarrkirche bzw. der Kirchenstiftung Thalfingen ist kein Portatile aufgeführt, obwohl in den Thalfinger Pfarrbüchern, I ter und II ter Theil Portatile mehrmals genannt werden.

1759 Visitation: „...worauf er den Altarstein des Hochaltars, nach selbigem den Tauff, und
                        sodann die zweyr Portatila der zweyr Nebenaltäre.....visitierte.“

                       
Pfarrbuch, I ter Theil, S. 192.

1778 Visitation: „Charta Visitationis ab anno 1778, 4. Jun.
                        
1. Novum procuretur Portatile……”
                        
Pfarrbuch, I ter Theil, S. 282.

17. Juli 1779: „Heut ist das Portatile altare in dem Kapitel von seiner Hochwd.
                     
Gnaden geweyhet worden, welches auf dem S. Antoni Altar ist.“
                             Pfarrbuch, I ter Theil, S. 285.

Bischöfl. Visitation am 11. August 1829:

„Gleich darauf bestieg der Bischof den
Hochaltar und besichtigte die hl. Hostien u. Gefäße, dann das
Portatile. Nach diesem die Nebenaltäre, den Taufstein....“
Pfarrbuch II ter Theil, S. 1631.

Waren die hier genannten Portatile des Hochaltars bzw. der beiden Nebenaltäre einfache, in den hölzernen Altartisch eingelassene Steinplatten oder ist hier u.a. auch das jetzt in Augsburg ausgestellte Portatile gemeint? Bei nicht aus Stein gefertigten Altären muss ja zumindest ein geweihter Altarstein (altare portatile) bei der Feier der heiligen Messe auf den Altar gelegt werden2. Wurde mit einfachen Steinplatten dieser Vorschrift Genüge getan? Fragen, die sich heute wohl nicht mehr beantworten lassen.
Dabei bedürften noch folgende weitere Fragen einer Beantwortung:

1)     Wann, von wem, mit welchem Recht, in wessen Auftrag, zu welchen Konditionen wurde das Portatile aus Thalfingen nach Augsburg gegeben? Ist die Zuschreibung nach Thalfingen korrekt?3

2)     Woher stammt das im 19. Jahrhundert noch im Besitz der Thalfinger Pfarrei befindliche Portatile?

3)     Gehörte es seit dem späten Mittelalter zur Pfarrei? Wurde es z.B. verwendet, als im 15. Jahrh. die alte Kirche abgerissen und eine neue spätgotische Kirche gebaut wurde, um während der Bauzeit an einem geweihten Altar die Messe lesen zu können?

4)     Kam das Portatile im 30jährigen Krieg aus dem Kloster Elchingen nach Thalfingen, als die Kirche zum Teil zerstört wurde, damit an einem behelfsmäßigen Altar Gottesdienst gefeiert werden konnte?

5)     Brachte erst Pfarrer Ulrich Baumgartner das Portatile nach Thalfingen, entweder aus Elchinger Klosterbesitz – wie so manches andere Stück – oder brachte er es bei seinem großen Einkauf 1813 aus der Abbruchmasse des Klosters Fultenbach (Lkrs. Dillingen) mit?

Nachdem auch auf diese Fragen heute wohl keine Antwort mehr gefunden werden kann, ist es angebracht, weitere Beschreibungen dieses Portatile vorzustellen:

 

Seite 2 >>